War ein neuer Spiderman nötig? Nein.
Sollte man ihn sich trotzdem anschauen? Unbedingt!
Zimmer mit Aussicht: The Amazing Spider-Man. Foto: marvelousRoland on Flickr. |
Als vor einiger Zeit angekündigt
wurde, dass Marvels Spinnenmann noch einmal verfilmt wird, war das Gezeter
groß. Der letzte von den drei Blockbustern mit Tobey Maguire in der Titelrolle
lief erst 2007 in den Kinos. Das ist sogar für Hollywood-Verhältnisse eine
enorm kurze Zeitspanne, um ein Reboot auf den Weg zu bringen. Aber: Marvel
lauert bereits auf die Rechte, also musste man bei Sony schleunigst noch einmal
ran, um die einträgliche Lizenz nicht zu verlieren. Da sowohl Tobey Maguire,
als auch „Mary Jane“ Kirsten Dunst und Regisseur Sam Raimi aus dem Projekt
ausstiegen, wurde eben kein vierter Teil gedreht, sondern man begann die
Geschichte um Peter Parker einfach noch mal von vorne.
Als Regisseur wurde Marc Webb
verpflichtet, eine eher ungewöhnliche Wahl, denn der Amerikaner feierte sein
Spielfilm-Debüt mit „(500) Days of Summer“. Die Kömodie war ein Indie-Hit, aber
wirklich kein großes Popcorn-Kino. Als neuen Spidey schickte man Andrew
Garfield ins Rennen, nach seinem Golden-Globe-nominierten Auftritt als
Facebook-Mitbegründer Eduardo Saverin in „The Social Network“ und seiner
anrührenden Darstellung in der Romanadaption „Alles, was wir geben mussten“
längst kein Geheimtipp mehr. Mit der zauberhaften Emma Stone stellte man ihm
genau die richtige Partnerin zur Seite, allerdings nicht als Mary Jane, sondern
als Gwen Stacy. Die korrekte Wahl: In den Comics ist sie Peter Parkers
erste große Liebe, nicht Mary Jane.
Alles in allem waren das schon keine
schlechten Vorzeichen. Der Filmfan blieb aber skeptisch – überflüssig schien
das Großprojekt „The Amazing Spider-Man“ trotzdem. Nach monatelanger
Beschallung mit den immergleichen zwei Trailern kam das Werk dann schließlich
in die Kinos. Wie das so ist, die Neugier trieb mich schon am ersten Wochenende
ins Multiplex – und ich wurde überrascht. Der neue Spiderman ist tatsächlich
„amazing“!
Die Unterschiede zu Sam Raimis
Filmen (die ich übrigens auch mochte, das sei hier einmal gesagt) sind von
Anfang an deutlich: Die meisten Storyelemente wurden mehr oder weniger stark
verändert, auch Peter Parkers Verwandlung und Onkel Bens Schicksal. Einen neuen
Bösewicht gibt es sowieso: Der Brite Rhys Ifans macht Spiderman als Lizard das
Leben schwer. Und sogar als einer der meist so stereotypen Bösewichte konnte er
hier emotionale Tiefe zeigen, wird er doch von einem zutiefst nachvollziehbaren
Motiv getrieben. Insgesamt weicht der bunte Comic-Look aus Raimis Filmen bei
„The Amazing Spider-Man“ deutlich düstererer Optik und geerdeter Stimmung.
Andrew Garfield passt perfekt in die Rolle des getriebenen Jungen, der mit dem
Erwachsenwerden klarkommen muss und gleichzeitig mit dem mysteriösen Schicksal
seiner Eltern und seiner neuen Bestimmung hadert. Da zahlt sich die Wahl des
Regisseurs dann aus: Mit den Leiden der jungen Generation kennt sich Marc Webb
dank „(500) Days of Summer“ bestens aus. Auch die aufkeimenden Gefühle zwischen
Peter Parker und Gwen Stacy setzte er liebevoll um (oder liegt es daran, dass
Garfield und Stone auch im wahren Leben ein Paar sind?). Der erste Kuss auf dem
Hausdach braucht sich vor Tobey Maguires und Kirsten Dunsts legendärer
Kopfüber-Knutscherei im Regen jedenfalls nicht zu verstecken.
Den Abspann sollte man übrigens
abwarten: Ganz Marvel-typisch gibt es natürlich auch bei „The Amazing
Spider-Man“ eine Bonus-Szene. Wenn der Erfolg an den Kinokassen stimmt –
und davon darf man ausgehen – können wir uns also auf weitere Abenteuer von
Spidey 2.0 freuen.
Mirjam
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