Mittwoch, 4. Juli 2012

The Amazing Spider-Man: Spidey 2.0


War ein neuer Spiderman nötig? Nein.

Sollte man ihn sich trotzdem anschauen? Unbedingt!


The Amazing Spider-man theatrical poster
Zimmer mit Aussicht: The Amazing Spider-Man.
Foto: marvelousRoland on Flickr.

Als vor einiger Zeit angekündigt wurde, dass Marvels Spinnenmann noch einmal verfilmt wird, war das Gezeter groß. Der letzte von den drei Blockbustern mit Tobey Maguire in der Titelrolle lief erst 2007 in den Kinos. Das ist sogar für Hollywood-Verhältnisse eine enorm kurze Zeitspanne, um ein Reboot auf den Weg zu bringen. Aber: Marvel lauert bereits auf die Rechte, also musste man bei Sony schleunigst noch einmal ran, um die einträgliche Lizenz nicht zu verlieren. Da sowohl Tobey Maguire, als auch „Mary Jane“ Kirsten Dunst und Regisseur Sam Raimi aus dem Projekt ausstiegen, wurde eben kein vierter Teil gedreht, sondern man begann die Geschichte um Peter Parker einfach noch mal von vorne.

Als Regisseur wurde Marc Webb verpflichtet, eine eher ungewöhnliche Wahl, denn der Amerikaner feierte sein Spielfilm-Debüt mit „(500) Days of Summer“. Die Kömodie war ein Indie-Hit, aber wirklich kein großes Popcorn-Kino. Als neuen Spidey schickte man Andrew Garfield ins Rennen, nach seinem Golden-Globe-nominierten Auftritt als Facebook-Mitbegründer Eduardo Saverin in „The Social Network“ und seiner anrührenden Darstellung in der Romanadaption „Alles, was wir geben mussten“ längst kein Geheimtipp mehr. Mit der zauberhaften Emma Stone stellte man ihm genau die richtige Partnerin zur Seite, allerdings nicht als Mary Jane, sondern als Gwen Stacy. Die korrekte Wahl: In den Comics ist sie Peter Parkers erste große Liebe, nicht Mary Jane.

Alles in allem waren das schon keine schlechten Vorzeichen. Der Filmfan blieb aber skeptisch – überflüssig schien das Großprojekt „The Amazing Spider-Man“ trotzdem. Nach monatelanger Beschallung mit den immergleichen zwei Trailern kam das Werk dann schließlich in die Kinos. Wie das so ist, die Neugier trieb mich schon am ersten Wochenende ins Multiplex – und ich wurde überrascht. Der neue Spiderman ist tatsächlich „amazing“!

Die Unterschiede zu Sam Raimis Filmen (die ich übrigens auch mochte, das sei hier einmal gesagt) sind von Anfang an deutlich: Die meisten Storyelemente wurden mehr oder weniger stark verändert, auch Peter Parkers Verwandlung und Onkel Bens Schicksal. Einen neuen Bösewicht gibt es sowieso: Der Brite Rhys Ifans macht Spiderman als Lizard das Leben schwer. Und sogar als einer der meist so stereotypen Bösewichte konnte er hier emotionale Tiefe zeigen, wird er doch von einem zutiefst nachvollziehbaren Motiv getrieben. Insgesamt weicht der bunte Comic-Look aus Raimis Filmen bei „The Amazing Spider-Man“ deutlich düstererer Optik und geerdeter Stimmung. Andrew Garfield passt perfekt in die Rolle des getriebenen Jungen, der mit dem Erwachsenwerden klarkommen muss und gleichzeitig mit dem mysteriösen Schicksal seiner Eltern und seiner neuen Bestimmung hadert. Da zahlt sich die Wahl des Regisseurs dann aus: Mit den Leiden der jungen Generation kennt sich Marc Webb dank „(500) Days of Summer“ bestens aus. Auch die aufkeimenden Gefühle zwischen Peter Parker und Gwen Stacy setzte er liebevoll um (oder liegt es daran, dass Garfield und Stone auch im wahren Leben ein Paar sind?). Der erste Kuss auf dem Hausdach braucht sich vor Tobey Maguires und Kirsten Dunsts legendärer Kopfüber-Knutscherei im Regen jedenfalls nicht zu verstecken. 

Den Abspann sollte man übrigens abwarten: Ganz Marvel-typisch gibt es natürlich auch bei „The Amazing Spider-Man“ eine Bonus-Szene. Wenn der Erfolg an den Kinokassen stimmt – und davon darf man ausgehen – können wir uns also auf weitere Abenteuer von Spidey 2.0 freuen.

Mirjam



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