Rizzoli & Isles, a photo by evansonline on Flickr.
Frauen ohne Ecken und Kanten
Isles (Sasha Alexander, in rot) und Rizzoli (Angie Harmon) nebst männlichen Kollegen |
Wer Tess Gerritsens Krimis gelesen hat,
dem sollten die Namen der beiden weiblichen Hauptfiguren bekannt
vorkommen. Detective Jane Rizzoli tauchte bereits in „Der
Chirurg“ auf und in „Der Meister“ kam dann die Pathologin
Maura Isles dazu. Nun ja .... und damit hat es sich auch
schon mit den Gemeinsamkeiten.
Denn jeder Leser der vorzüglichen
Romane, auf denen diese angeblich aufs weibliche Publikum
zugeschusterte Krimiserie basiert, wird über die doch recht freie
Umsetzung eher mit dem Kopf schütteln. Angie Harmon („Law and Order“) ist
– abgesehen von der Haarfarbe vielleicht – nämlich so ziemlich
das optische Gegenteil der spröden Ermittlerin Rizzoli, die man aus
den Büchern kennt. Und auch der guten Maura hat man mit Sasha
Alexander („Navy CIS“) ein kleines mediales Make-Over verpasst. Denn wer will schon unattraktive Frauen
sehen, die Mörder jagen?
Aber genau da liegt das Problem: Maura
und Jane aus den Büchern sind nämlich nicht so konzipert, dass man
sie scharf findet, oder sympathisch. Vor allem Jane ist genau
genommen eine ziemliche Kratzbürste. Sie ist stur, ungnädig und
gilt unter ihren Kollegen als echte Zicke. Was die Serie
lächerlicherweise immer damit unterstreicht, dass Jane ein
Sportfreak und Jeans-Trägerin ist. Und, oh Schreck … sie ist
unordentlich!
Jane legt keinen Wert auf modische
Kleidung, Maniküre oder ein perfektes Styling. Und wisst ihr was?
Das ist okay. Denn Jane Rizzoli soll keine oberflächliche,
Weichspül-Version eines Cops sein. Ja, sie hat ein kompliziertes
Innenleben, ja sie hat viel mitgemacht. Gerade darum sollte man Jane
nicht hinter einer so glatten Fassade verstecken, wie es die Serie
tut. Jane ist kein Model, sie ist ein Cop – und ein verdammt guter!
Auch Maura Isles hat emotionale Probleme. Die Pathologin versteckt ihre Gefühle hinter
eiserner Selbstkontrolle und Distanz, weshalb sie dem Leser oft
vorkommt wie das Material, aus dem ihr Seziertisch besteht: Kalter,
glatter Stahl – unverwüstlich, unangreifbar und unantastbar.
Die seltsame, zögerliche Freundschaft
dieser beiden Frauen ist das Zusammentreffen zweier verletzter
Einzelgänger, die von ihrer Umwelt nicht verstanden werden. Die
Allianz zweier nicht auf herkömmliche Art attraktive Frauen, die in
der jeweils anderen etwas erkennen, das sie verstehen, weil sie es in
sich selbst finden. Weil sie es jedes Mal sehen, wenn sie in den
Spiegel blicken. Es sind nicht ihre Stärken, die Jane Rizzoli und
Maura Isles professionell und privat zusammenführen.
Es sind ihre Schwächen, ihre Fehler, ihre Ängste. Etwas, das die Serienmacher ganz offensichtlich nicht verstanden haben – oder nicht verstehen wollen. Denn das wäre ein vollkommen anderes Showkonzept, düsterer, schonungsloser und – ja – sehr viel anspruchsvoller! Eine verschenkte Chance.
Es sind ihre Schwächen, ihre Fehler, ihre Ängste. Etwas, das die Serienmacher ganz offensichtlich nicht verstanden haben – oder nicht verstehen wollen. Denn das wäre ein vollkommen anderes Showkonzept, düsterer, schonungsloser und – ja – sehr viel anspruchsvoller! Eine verschenkte Chance.
Versucht
die Serie doch der
Freundschaft dieser beiden außergewöhnlichen Powerfrauen etwas Luftiges,
Süßes, auf niedliche Weise Verschrobenes abzugewinnen –
ein bisschen weniger „Homicide“ und ein bisschen mehr „Sex and
the City“ – Mädelsabend mit Wein inklusive.
Auch was die Fälle angeht, ist „Rizzoli
and Isles“ eher das Sparformat, da die Produzenten lieber Zeit
darauf verschwenden, aus Isles einen putzigen Klon von Temperance
„Bones“ Brennan zu machen – mit niedlichen Ticks wie einer
herumwandernden Schildkröte als Haustier. Und krampfhaft
Nebenhandlungen wie Janes turbulentes Familienleben dazu benutzen,
die Figuren auf Teufel komm raus konventionell sympathisch zu machen.
Mit ein bisschen Gefahr, Dramatik und einer winzigen Prise homoerotischer Spannung.
Es ist fast so, als würde die Serie darum betteln, bei der am Reißbrett entworfenen Zielgruppe – wir Frauen zwischen 25 und 50 Jahren – auf Zustimmung zu treffen: Seht her, ihr Zuschauerinnen. Hier sind zwei attraktive, fähige, gebildete Frauen in den 30ern, die keinen Mann finden können, aber zusammen halten und berufliche Erfolge feiern – trotz nerviger Familie und einigen doofen männlichen Kollegen! Bitte mögt uns – wir sind doch wie ihr!
Sorry, Mädels, aber nein. Ihr seid leider nicht wie wir. Denn ihr seid ein durch Marktforschung und von anderen Formaten abgekupfertes Kunstprodukt. Ihr seid die mediale Verkörperung von dem, was männliche Marketingstrategen glauben, dass Frauen sehen wollen (sollten). Total unrealistisch, überzogen und viel zu gewollt.
Es ist fast so, als würde die Serie darum betteln, bei der am Reißbrett entworfenen Zielgruppe – wir Frauen zwischen 25 und 50 Jahren – auf Zustimmung zu treffen: Seht her, ihr Zuschauerinnen. Hier sind zwei attraktive, fähige, gebildete Frauen in den 30ern, die keinen Mann finden können, aber zusammen halten und berufliche Erfolge feiern – trotz nerviger Familie und einigen doofen männlichen Kollegen! Bitte mögt uns – wir sind doch wie ihr!
Sorry, Mädels, aber nein. Ihr seid leider nicht wie wir. Denn ihr seid ein durch Marktforschung und von anderen Formaten abgekupfertes Kunstprodukt. Ihr seid die mediale Verkörperung von dem, was männliche Marketingstrategen glauben, dass Frauen sehen wollen (sollten). Total unrealistisch, überzogen und viel zu gewollt.
Und außerdem habt ihr zwei starken
Krimifiguren, die ich gerade deshalb respektiert habe, weil sie auf
Genre-Konventionen gepfiffen haben, die Namen geklaut. Und diese
starken Ladies hätten echt was Besseres verdient!
Kristin
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