Donnerstag, 15. März 2012

Neubauer, Ferres, Furtwängler!

Der Dreikampf der schicksalsträchtigen Großschauspielerinnen beschäftigt die Feuilletons und Bildschirme schon seit Jahren. Auch unsere Autorin Susanne hat zu dem Thema Substantielles beizutragen.


Ich kann mich nie so recht entscheiden, welche der „beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands“ mich am meisten abstößt. Drei Damen mit Geltungsdrang und krankhafter Selbstüberschätzung. Solange Frau Furtwängler noch Frau Burda heißt, möchte ich allerdings nicht näher auf ihren Fall eingehen (siehe Prinzessin-Caroline-Urteil!) und mich vorerst "Tittenvroni" Ferres widmen.

Nachdem sie jahrelang von fast allen Seiten zur Großschauspielerin ("unser Weltstar!") hochgeschrieben wurde, obwohl sie tatsächlich nie wieder so überzeugend war wie als Kartoffelerntehelferin und Nacktmodell in „Schtonk!“ (1992), haben die Kritiker  doch irgendwann eingesehen, dass sie eigentlich auch damals schon wenig konnte. Vielleicht hat man ihr auch übel genommen, dass sie erst an ihren hervorstechendsten Qualitäten abnahm („Schtonk!“-Regisseur und damaliger Ferres-Lebensgefährte Helmut Dietl: "Jeder Mann, der behauptet, nicht mit meiner Vroni schlafen zu wollen, lügt"), um anschließend in jeder zweiten Talkshow Platz zu nehmen, quasi als Sachverständige für alles Übel dieser Welt. Schließlich hat sie in der Verfilmung jedes einzelnen die Hauptrolle gespielt. Selbst Helmut Dietl räumte kürzlich, auf seine Ex angesprochen, ein, dass man sich ja auch mal täuschen könne. 

In den Feuilletons hat es halt ein bisschen länger gedauert.  Wollen wir mal hoffen, dass Carsten Maschmeyer nicht eines Tages nachzieht und Ferres fallen lässt (wie eine heiße Kartoffel). Aber dann hat sie vielleicht ja immer noch treue Weggefährten wie Christian Wulff, der nicht in einer Welt leben möchte, in der man keine Freunde haben darf. Vielleicht spielt sie ja demnächst sogar seine Gattin Bettina?

Aber eigentlich sollte es in diesem Beitrag um etwas ganz anderes gehen: die Vorabendserie "München 7" und Ex-Vollweib Christine Neubauer. Das Gute an ihr ist, dass sie im Gegensatz zu Ferres lange keinen Anspruch auf Anspruch in ihrer Arbeit erhob - bis auch sie plötzlich Frauen von Kriegsheimkehrern und Mütter von Suchkindern zu spielen begann. Noch etwas Gutes ist, dass sich die Kritiker in ihrem Fall fast immer einig waren, dass sie keine Schauspielerin ist. 

Das Unangenehme aber ist nun, zugeben zu müssen, dass es zwei Rollen gibt, in denen Christine Neubauer wirklich gut war und ist. In der preisgekrönten bayerischen Familienchronik "Löwengrube" (1987-91) verkörperte sie, damals noch blutjung, die Polizistengattin Traudl Grandauer. Der Erfinder und Autor der Serie Willy Purucker wollte die Rolle, die einen Zeitraum von über 30 Jahren umfasst, zunächst nicht mit Neubauer besetzen, weil er sie "zu blass" fand. Anschließend aber war er begeistert, beurteilte ihre Leistung als "sensationell, damals war sie ja noch eine Schauspielerin".  Und ja, man muss sagen, er hat recht, und es ist absolut unverständlich, was nach der "Löwengrube" passiert ist, wie aus der Schauspielerin auf einen Schlag eine Nicht-Schauspielerin werden konnte. 

Derb und gut: Christine Neubauer (l.)
und Monika Gruber; Foto: ARD/Barbara Bauriedl
Auch wenn sie sich in der letzten Zeit in Gesprächsrunden und auf Roten Teppichen als Femme fatale geriert und in den Klatschspalten als Rabenmutter und Schlammschlacht-Amazone auf sich aufmerksam macht, ist Christine Neubauer doch nur in einer Rolle wirklich überzeugend: als bodenständige, derbe Münchnerin, die redet und flucht, wie ihr der bayerische Schnabel gewachsen ist. Im Moment beweist sie das in den neuen Folgen von "München 7" als temperamentvolle Marktfrau Elfi, die sie seit 2003 regelmäßig verkörpert. Erst gestern wieder lieferte sie sich mit der noch einen Hauch rustikaleren Monika Gruber  (einem ihrer Kabarettprogramme ist übrigens der dudenwürdige Begriff "Tittenvroni" entliehen) einen nicht nur verbalen Schlagabtausch - einfach köstlich! 

Zum Glück hat  Kultregisseur Franz Xaver Bogner ("Irgendwie und Sowieso") Neubauers Nischentalent nicht vergessen und sie für diese Rolle erneut engagiert. Die ersten 13 Folgen über zwei Polizisten und ihre häufig weniger kriminellen als (zwischen)menschlichen Probleme  liefen vor einigen Jahren im Bayerischen Rundfunk. Jetzt sind sie Teil der ARD-Reihe "Heiter bis tödlich". Angesichts der  sinkenden Quoten der regionalen Krimiserien  vielleicht keine gute Entscheidung, aber der Regisseur sowie das fantastische Ensemble um Kabarettist Andreas Giebel, Florian Karlheim, Eisi Gulp und Nockherberg-Bavaria Luise Kinseher heben "München 7" qualitativ weit von den Konkurrenten ab. Einschalten lohnt sich also, und wenn es nur ist, um sich eine neue Meinung über Christine Neubauer zu bilden - oder die bisherige zu bestätigen.

Susanne



Keine Kommentare: