So war das damals: Kate und Leonardo auf der "Titanic". Foto: el judio on Flickr |
Unsere Autorin Mirjam ist in ihre früheste Jugend zurückgereist – auf der Titanic.
"Titanic" und Leonardo DiCaprio waren für meine Generation wohl so etwas wie "Twilight" und Robert Pattinson für die heutige. "Titanic" war der erste Film, den ich öfter als einmal im Kino gesehen habe. Der junge Herr DiCaprio der erste Mann nach David Hasselhoff (was gibt's da zu lachen?!), dessen Poster mein komplettes Zimmer zierte. Es war aber auch zu schön: Bilder zum Staunen, eine dramatische Geschichte in historischem Gewand, ein Mann zum Anschmachten, eine Frau zum Beneiden, ein perfekt passender Soundtrack, ein Finale zum Heulen und Szenen, die sich einbrennen ("Ich bin der König der Weeeeelt!" Und nein, ich meine nicht James Camerons Auftritt bei den Oscars).
Aber nicht nur die Teenies in aller Welt waren verzückt, "Titanic" war auch der Abräumer bei den Academy Awards und zog mit elf Trophäen mit dem Oster-Dauerbrenner "Ben Hur" gleich. Im Großen und Ganzen verdientermaßen, denn James Cameron tat mit seinem Untergangs-Spektakel das, was er gern und oft tut: Er setzte Maßstäbe. Da konnte man allein wegen der Schauwerte auf seine Kosten kommen – auch wenn man keine 13 Jahre alt und bis über beide Ohren in Leonardo DiCaprio verknallt war. Oder auf die nackte Kate Winslet schielte.
Zum 15-Jährigen zurück ins Kino
Jetzt, 100 Jahre nach dem Untergang der Titanic und 15 Jahre nachdem der Mega-Blockbuster in die Kinos kam (zugegeben, in Deutschland ist es erst das 14-jährige Jubiläum), wirft James Cameron seinen Mega-Erfolg erneut auf die Leinwand, und zwar in 3D. Auch der Oscar für das Beste Timing geht somit an Herrn Cameron. Da mag man Geldschneiderei wittern und zetern, dass es doch nicht funktioniert, Filme nachträglich eine dritte Dimension zu verpassen. Allerdings haben wir es hier – das sollte man nicht vergessen – mit James Cameron zu tun. Man kann von dem Mann halten was man will, aber er versteht sein Handwerk. Von jemandem, der sich für die Verfilmung von "Avatar" zehn Jahre Zeit ließ und erst einmal ein ganz neues Kamerasystem erfand, kann man schon einiges erwarten. Außerdem – wenn ein Stück meiner frühesten Jugend erneut im Kino zu sehen ist, lasse ich mich nicht lange bitten.
Nostalgie, Nostalgie!
Also sitze ich erwartungsvoll im 3D-Kino, Brille auf der Nase, Taschentuch bereitgelegt. Und ja, ich weiß: Titanic ist Kitsch. Ja, das Wasser, das den Luxusliner flutet, ist das ungefähre Äquivalent zum Schmalz, der den Kinosaal durchwirkt. Aber: Es funktioniert noch immer, und zwar auf allen Ebenen. Mit Staunen entdecke ich schon in der ersten Viertelstunde die ersten herrlichen 3D-Effekte. Optisch ist der Film also noch immer ein Hochgenuss, und das nicht nur wegen der neuen Dimension. Schöner könnte wohl auch heute, 15 Jahre später, niemand ein Schiff untergehen lassen. Zudem merkt man erst mit zeitlichem Abstand, welch gutes Händchen man bei der Besetzung hatte. Noch heute spielen Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in Hollywoods A-Liga.
Auch auf der emotionalen Ebene packt es mich fast genauso wie damals: Wohlige Gänsehaut macht sich auf meinen Armen breit, wenn Leonardo noch einmal der König der Welt ist. Angespannt verfolge ich die Hetzjagd durch die sinkende Titanic, also könnte sich dieses Mal doch noch alles zum Guten wenden. Und ja, wenn sich die Musiker auf dem Deck des dem Untergang geweihten Schiffes verabschieden, nur um dann doch einer nach dem anderen stehenzubleiben und weiterzuspielen, kommt auch das bereitgelegte Taschentuch zum Einsatz.
Noch ein bisschen verheult, ziemlich nostalgisch und rundum zufrieden strömen die Zuschauer aus dem Saal. Kitsch hin oder her – für solche Filme wurde Kino erfunden.
Mirjam
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