Donnerstag, 12. April 2012

Kino: Battleship

Alexander Skarsgard
Nein, nein, nein! Diesen Mann lässt man nicht
von Aliens sprengen. Foto: nick step on Flickr.

Memo an Peter Berg

 

Subject: Wir sollten uns mal ernsthaft über „Battleship“ unterhalten, Peter.



Lieber Peter Berg … ich mag dich, sogar sehr, und das nicht erst seit gestern.

Ich mochte dich schon damals, vor ungefähr fünfzehn Jahren, als du in „Chicago Hope“ als Dr. Kronk deinen Patienten im Notfall auch mal mit der Kettensäge das Bein amputiert hast – um dann im Anschluss mit der spießigsten aller Ärztinnen anzubandeln. 
Du warst mein persönlicher Dr. McDreamy , lange, laaaange bevor es „Grey’s Anatomy“ gab.

Ich bin froh, dass du es geschafft hast, dich auch als erfolgreicher Regisseur und Produzent in Hollywood zu etablieren – auch wenn das bedeutet, dass man Dich deshalb kaum noch im Fernsehen oder Kino zu sehen kriegt.
Ich mag auch deine Filme. Ja, auch „Rumble in the Jungle“ und „The Kingdom“.
Und ich bin dir dankbar, sehr sogar.
Dafür, dass du aus deinem großartigen Werk „Friday Night Lights“ eine noch viel großartigere Serie gemacht hast. Auch wenn die in Deutschland kaum einer gesehen hat, weil sie nie im Free-TV kam. Ich habe trotzdem alle fünf Staffeln im Schrank stehen, importiert aus den USA. Weil ich dich mag – und deine geniale Serie.
Besonders dankbar bin ich dir dafür, dass du mich durch diese Serie mit einem jungen Mann namens Taylor Kitsch bekannt gemacht hast. Und das nicht nur weil er wirklich, wirklich gut aussieht, sondern in „FNL“ auch immer wieder beweist, dass er mehr als nur ein wandelnder Waschbrettbauch ist, nämlich ein tatsächlich guter Schauspieler. Wie fast jeder in deiner Serie. Weil du Talent magst und förderst.
Daher bin ich auch sehr froh, dass du Taylors Karriere unterstützt und ihm die Hauptrolle in deinem Sommer-Blockbuster „Battleship“ gegeben hast.

Das sind nur ein paar der Gründe, aus denen ich dich wirklich sehr mag und schätze, Peter Berg. Nur damit das klar ist. Ich mag dich wirklich sehr!

Aber als Frau und begeisterte Konsumentin sinnloser Actionfilme muss ich dir nach der gestrigen Preview von „Battleship“ mal eine ernste Frage stellen:

 „HAST DU EIGENTLICH DEN VERSTAND VERLOREN?“


Nein, keine Sorge, Peter. Ich beziehe mich NICHT auf die hanebüchene Idee aus einem doch eher langweiligen Brettspiel einen Multi-Millionen-Actionkracher über Kriegsschiffe und eine Alien-Invasion zu machen. Damit habe ich – im Gegensatz zu den heuchlerischen Heerscharen naserümpfender Kritiker – überhaupt kein Problem. Denn mal ehrlich, der Film heißt „Battleship“ und es geht um viel Geballer auf böse Außerirdische. Da erwarte ich keine tiefgreifende Analyse und metaphorische Doppeldeutigkeit. Es geht auch nicht um das eine oder andere Logikloch, auch wenn die teilweise groß genug sind, um die gesamte US-Navy darin zu versenken. Das alles, Peter, ist mir nämlich total schnuppe.

Womit ich allerdings ein großes Problem habe ist, dass du Alexander Skarsgård – neben Taylor Kitsch der zweite „major-selling-point“ deines Film-Spektakels – nach nicht mal der Hälfte des Film von Aliens in die Luft sprengen lässt!!

Peter, mein lieber Freund, deshalb muss ich jetzt leider ein ernstes Wörtchen mit dir reden. Es scheint da nicht nur bei dir, sondern bei vielen anderen Regisseuren, Produzenten und Filmstudios, eine grundsätzliche Fehleinschätzung darüber zu geben, was wir Frauen sehen wollen. Ob ihr es glauben wollt oder nicht: Frauen mögen Actionfilme. Und zwar auch die, von denen ihr glaubt, ihr würdet sie für die männliche Zielgruppe machen.
(Auf die demnächst anlaufende Zach-Efron-Schnulze hingegen, können viele Mitglieder der weiblichen Zielgruppe hingegen gut verzichten, vielen Dank Hollywood!)

Also noch mal zum Mitschreiben, Peter: Wir Frauen gucken gerne Actionfilme, nicht nur wenn wir „unseren Freund“ ins Kino begleiten.
Und warum gucken viele von uns gerne solche Filme? 
Weil es da „echte Männer“ zu sehen gibt, „harte Kerle“ die mit großen Knarren schießen, schnelle Autos fahren, coole Sprüche klopfen und dabei einen Haufen total männliche Sachen machen  – wie die Welt oder gleich das ganze Universum retten – und dabei verdammt gut aussehen.
Realitätscheck, Peter: Frauen sehen gern hübsche Dinge – wie Taylor Kitsch und Alexander Skarsgård – in Uniform. Und wenn du uns dann eines dieser hübschen Dinge, auf die wir uns so gefreut haben – wie Herrn Skarsgård – ohne guten Grund wegnimmst, bevor der Film halb durch ist, dann schmälert das für uns den Filmgenuss erheblich!
Mal ehrlich, glaubst du „True Blood“ ist wegen der Handlung so erfolgreich? Oder wegen Anna Paquin? Nein, das Erfolgsgeheimnis heißt Eric Northman, gespielt von – richtig! Alexander Skarsgård!

Besonders ärgerlich ist eben, dass es keinen guten Grund gab, den guten Alex auf halber Strecke umzubringen. Im Gegenteil, Peter, es hätte deinen Film um 100 Prozent verbessert, wenn Alex und Taylor die Welt gemeinsam gerettet hätten. Schließlich spielen sie zwei Brüder, die sich in der Navy zusammenraufen müssen. Und da hätten sie sich nicht zusammenraufen können, um die Aliens zu besiegen?
Ich finde es ja schön, dass du die Völkerverständigung ankurbeln willst, indem Taylor die Welt mithilfe eines japanischen Kapitäns und einem Haufen US-Veteranen rettet – und das ganze vor Hawaii spielt.
Jaaa, jaaaa, jaaaa: Japaner, Pearl Harbour, Versöhnung, die ganze Kiste. Sehr tiefgründig!
Und dann verschwendest du meine Zeit mit einer Rolle für Rihanna? Und mit einem Nebenhandlungsplot für Brooklyn Decker? Ja, mir ist schon klar, dass die in ihren engen Klamotten für die männliche Zielgruppe da sind! Aber was ist mit meinen Bedürfnissen, Peter? Hmmm????
Mir wurde ein Film versprochen in dem ich Alexander Skarsgård und Taylor Kitsch dabei zugucken darf, wie sie in nassen T-Shirts die Welt retten! Und was habe ich gekriegt?
Rihanna! Das ist kein adäquater Ersatz, Peter! Im Gegenteil! Hättest du die nicht in die Luft sprengen können? War das zuviel verlangt?

Ich fühle mich ein bisschen von dir betrogen! Du hast mich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ins Kino gelockt! Aber da ich dich so mag, gebe ich dir noch eine Chance.

Zur Strafe schreibst Du jetzt 100 mal: Ich soll meinen attraktiven Hauptdarsteller nicht von Aliens umbringen lassen.
Zwei attraktive Hauptdarsteller sind besser als einer, Peter! Viel besser! Schreib Dir das hinter die Löffel!

In Liebe,

weibliche Kinozuschauer auf der ganzen Welt.

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