Nein, nein, nein! Diesen Mann lässt man nicht von Aliens sprengen. Foto: nick step on Flickr. |
Memo an Peter Berg
Subject: Wir sollten uns mal ernsthaft über „Battleship“ unterhalten, Peter.
Lieber Peter Berg … ich mag dich, sogar sehr, und das nicht
erst seit gestern.
Ich mochte dich schon damals, vor ungefähr fünfzehn Jahren,
als du in „Chicago Hope“ als Dr. Kronk deinen Patienten im Notfall auch mal mit
der Kettensäge das Bein amputiert hast – um dann im Anschluss mit der
spießigsten aller Ärztinnen anzubandeln.
Du warst mein persönlicher Dr. McDreamy , lange, laaaange
bevor es „Grey’s Anatomy“ gab.
Ich bin froh, dass du es geschafft hast, dich auch als
erfolgreicher Regisseur und Produzent in Hollywood zu etablieren – auch wenn
das bedeutet, dass man Dich deshalb kaum noch im Fernsehen oder Kino zu sehen
kriegt.
Ich mag auch deine Filme. Ja, auch „Rumble in the Jungle“
und „The Kingdom“.
Und ich bin dir dankbar, sehr sogar.
Dafür, dass du aus deinem großartigen Werk „Friday Night
Lights“ eine noch viel großartigere Serie gemacht hast. Auch wenn die in
Deutschland kaum einer gesehen hat, weil sie nie im Free-TV kam. Ich habe
trotzdem alle fünf Staffeln im Schrank stehen, importiert aus den USA. Weil ich
dich mag – und deine geniale Serie.
Besonders dankbar bin ich dir dafür, dass du mich durch
diese Serie mit einem jungen Mann namens Taylor Kitsch bekannt gemacht hast.
Und das nicht nur weil er wirklich, wirklich gut aussieht, sondern in „FNL“
auch immer wieder beweist, dass er mehr als nur ein wandelnder Waschbrettbauch
ist, nämlich ein tatsächlich guter Schauspieler. Wie fast jeder in deiner
Serie. Weil du Talent magst und förderst.
Daher bin ich auch sehr froh, dass du Taylors Karriere
unterstützt und ihm die Hauptrolle in deinem Sommer-Blockbuster „Battleship“
gegeben hast.
Das sind nur ein paar der Gründe, aus denen ich dich
wirklich sehr mag und schätze, Peter Berg. Nur damit das klar ist. Ich mag dich
wirklich sehr!
Aber als Frau und begeisterte Konsumentin sinnloser
Actionfilme muss ich dir nach der gestrigen Preview von „Battleship“ mal eine
ernste Frage stellen:
„HAST DU EIGENTLICH DEN VERSTAND VERLOREN?“
Nein, keine Sorge, Peter. Ich beziehe mich NICHT auf die
hanebüchene Idee aus einem doch eher langweiligen Brettspiel einen
Multi-Millionen-Actionkracher über Kriegsschiffe und eine Alien-Invasion zu
machen. Damit habe ich – im Gegensatz zu den heuchlerischen Heerscharen
naserümpfender Kritiker – überhaupt kein Problem. Denn mal ehrlich, der Film heißt
„Battleship“ und es geht um viel Geballer auf böse Außerirdische. Da erwarte
ich keine tiefgreifende Analyse und metaphorische Doppeldeutigkeit. Es geht
auch nicht um das eine oder andere Logikloch, auch wenn die teilweise groß
genug sind, um die gesamte US-Navy darin zu versenken. Das alles, Peter, ist
mir nämlich total schnuppe.
Womit ich allerdings ein großes Problem habe ist, dass du
Alexander Skarsgård –
neben Taylor Kitsch der zweite „major-selling-point“ deines Film-Spektakels –
nach nicht mal der Hälfte des Film von Aliens in die Luft sprengen lässt!!
Peter, mein lieber Freund, deshalb muss ich jetzt leider ein
ernstes Wörtchen mit dir reden. Es scheint da nicht nur bei dir, sondern bei
vielen anderen Regisseuren, Produzenten und Filmstudios, eine grundsätzliche
Fehleinschätzung darüber zu geben, was wir Frauen sehen wollen. Ob ihr es
glauben wollt oder nicht: Frauen mögen Actionfilme. Und zwar auch die, von
denen ihr glaubt, ihr würdet sie für die männliche Zielgruppe machen.
(Auf die demnächst anlaufende Zach-Efron-Schnulze hingegen,
können viele Mitglieder der weiblichen Zielgruppe hingegen gut verzichten,
vielen Dank Hollywood!)
Also noch mal zum Mitschreiben, Peter: Wir Frauen gucken
gerne Actionfilme, nicht nur wenn wir „unseren Freund“ ins Kino begleiten.
Und warum gucken viele von uns gerne solche Filme?
Weil es da „echte Männer“ zu sehen gibt, „harte Kerle“ die
mit großen Knarren schießen, schnelle Autos fahren, coole Sprüche klopfen und
dabei einen Haufen total männliche Sachen machen – wie die Welt oder gleich das ganze Universum retten – und
dabei verdammt gut aussehen.
Realitätscheck, Peter: Frauen sehen gern hübsche Dinge – wie
Taylor Kitsch und Alexander Skarsgård – in Uniform. Und wenn du uns dann eines dieser
hübschen Dinge, auf die wir uns so gefreut haben – wie Herrn Skarsgård – ohne guten Grund
wegnimmst, bevor der Film halb durch ist, dann schmälert das für uns den
Filmgenuss erheblich!
Mal ehrlich, glaubst du „True Blood“ ist wegen der Handlung
so erfolgreich? Oder wegen Anna Paquin? Nein, das Erfolgsgeheimnis heißt Eric
Northman, gespielt von – richtig! Alexander Skarsgård!
Besonders ärgerlich ist eben, dass es keinen guten Grund
gab, den guten Alex auf halber Strecke umzubringen. Im Gegenteil, Peter, es hätte
deinen Film um 100 Prozent verbessert, wenn Alex und Taylor die Welt gemeinsam
gerettet hätten. Schließlich spielen sie zwei Brüder, die sich in der Navy
zusammenraufen müssen. Und da hätten sie sich nicht zusammenraufen können, um
die Aliens zu besiegen?
Ich finde es ja schön, dass du die Völkerverständigung
ankurbeln willst, indem Taylor die Welt mithilfe eines japanischen Kapitäns und
einem Haufen US-Veteranen rettet – und das ganze vor Hawaii spielt.
Jaaa, jaaaa, jaaaa: Japaner, Pearl Harbour, Versöhnung, die
ganze Kiste. Sehr tiefgründig!
Und dann verschwendest du meine Zeit mit einer Rolle für Rihanna? Und mit einem Nebenhandlungsplot für Brooklyn Decker? Ja, mir ist schon klar, dass die in ihren engen Klamotten für die männliche Zielgruppe da sind! Aber was ist mit meinen Bedürfnissen, Peter? Hmmm????
Und dann verschwendest du meine Zeit mit einer Rolle für Rihanna? Und mit einem Nebenhandlungsplot für Brooklyn Decker? Ja, mir ist schon klar, dass die in ihren engen Klamotten für die männliche Zielgruppe da sind! Aber was ist mit meinen Bedürfnissen, Peter? Hmmm????
Mir wurde ein Film versprochen in dem ich Alexander Skarsgård und
Taylor Kitsch dabei zugucken darf, wie sie in nassen T-Shirts die Welt retten! Und
was habe ich gekriegt?
Rihanna! Das ist kein adäquater Ersatz, Peter! Im Gegenteil!
Hättest du die nicht in die Luft sprengen können? War das zuviel verlangt?
Ich fühle mich ein bisschen von dir betrogen! Du hast mich
unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ins Kino gelockt! Aber da ich dich so
mag, gebe ich dir noch eine Chance.
Zur Strafe schreibst Du jetzt 100 mal: Ich soll meinen
attraktiven Hauptdarsteller nicht von Aliens umbringen lassen.
Zwei attraktive Hauptdarsteller sind besser als einer,
Peter! Viel besser! Schreib Dir das hinter die Löffel!
In Liebe,
weibliche Kinozuschauer auf der ganzen Welt.
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