Es war einiges los im Model-Bootcamp. Die Mädchen entdeckten das Prinzip Mitleids-Bonus, entführten den Zuschauer in ganz neue Sphären der Fremdscham und gönnten sich nichts – nicht mal eine Schüssel Cornflakes. Mirjam hat zugeschaut und mitgeschrieben.
Es war mal wieder soweit: Die „schwerste Challenge aller
Zeiten“ stand an. Dieses Mal mussten die Mädchen an ein Seil gesichert im Dach des
L.A. Convention Centers posieren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis
vor Anstrengung und Angst die Tränen fließen, wusste der geübte Zuschauer. Und
tatsächlich: Luisa heulte, weil sie ja so schreckliche Höhenangst hat. Aber –
und auch das wusste der geneigte Zuschauer – wenn man sich trotz seiner
furchtbaren Angst durchbeißt und mal kurz ganz tapfer ist, wird das belohnt.
Heidi nahm Luisa mit zur amfAR-Gala in New York. Das
sorgt natürlich für Neider, da hatten sich viele Mädchen schon für besser als
Luisa gehalten. Dominique, ansonsten nicht eben durch beeindruckende
Geistesblitze bekannt, traf den Nagel auf den Kopf: „Das nächste Mal weine ich
auch, dann darf ich vielleicht auch nach New York“. Ein Schelm, wer Böses dabei
dachte, als Dominique bei der großen Entscheidung wegen einer schlimmen
Fußverletzung den irischen Tanz, der mit Topmodel Coco Rocha (Wer?!) einstudiert
wurde, nicht aufführen konnte, dann aber natürlich „die Zähne zusammen“ biss,
und der Jury – ganz tapfer – eine abgespeckte Version des Tanzes hinlegte. Auf
Lob musste sie selbstredend nicht lange warten. Überhaupt zog sich – vermutlich
angeheizt durch die Causa Luisa – das Prinzip Mitleid-Erheischen durch die
ganze Sendung. Schon kurz nachdem Luisa gar heldenhaft ihre Höhenangst
überwunden hatte, bekam Sara Anessa Kreislauf. Alles ganz schwummerig, und der
Kopf, und überhaupt! Aber natürlich – sie ahnen es: Sara Anessa war tapfer!
Auch sie überwand sich, um nach der unmenschlichen Kraftanstrengung
zusammenzubrechen, auch sie wurde mit einem Ticket nach New York belohnt. Pech
für Maxi, ihr vor-Anstrengung-Weinen kam da zu spät, oder vielleicht war sie
auch einfach nicht überzeugend genug.
Mädels mit Talent? – Sorry, die sind heute aus.
A propos überzeugend: Das Casting der Woche
war ein Fall für sich. Die Mädels mussten mal wieder ihr schauspielerisches
Talent beweisen – oder eben nicht. Es ist schon verrückt, dass sogar das
Simulieren von Trink-Genuss für manche der Mädchen ein schier unüberwindbares
Hindernis darstellt. Wie passend, dass man kalten Kaffee an den Mann bringen
sollte. Der Kunde entschied sich schließlich für das kleinste Übel namens Diana
und flog sie für ein Shooting nach Tahiti. Mensch, ausgerechnet die! In den
Augen der meisten Mädchen spiegelte sich der blanke Hass. Diana ist nämlich
jene Topmodel-Anwärterin, die sich erdreistet, das Telefon immer zu lange zu
benutzen. Das Miststück! Es sind Fremdschäm-Momente wie dieser, die einen doch
immer wieder einschalten lassen. Denn selten freut man sich so, selbst die
bockige, trotzige, die-Welt-hat-sich-gegen-mich-verschworen Teenie-Phase
überwunden zu haben, als dann, wenn die pubertierende Maxi in die Kamera ätzt,
dass Diana ja sowieso voll den fetten Arsch hat. Nein, sie haben sich nicht
verzappt, wir sind immer noch bei „Germany’s Next Topmodel“ und nicht bei „The
Biggest Loser“. Letzteren Titel sicherte sich übrigens später tatsächlich die
giftige Maxi. Nicht, ohne der Jury vorher zu petzen, dass Diana ja nur übt,
wenn Kameras da sind, eigentlich gar keinen Sport treibt und die Kardinalsünde
aller Models begeht: das Luder pfeift sich abends gern mal ne Schüssel
Cornflakes rein. Alter Schwede!
Kleine Fische, große Haie
Mirjam
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