Freitag, 30. März 2012

GNTM: Futterneid und Mitleidsbonus


Es war einiges los im Model-Bootcamp. Die Mädchen entdeckten das Prinzip Mitleids-Bonus, entführten den Zuschauer in ganz neue Sphären der Fremdscham und gönnten sich nichts – nicht mal eine Schüssel Cornflakes. Mirjam hat zugeschaut und mitgeschrieben.


Es war mal wieder soweit: Die „schwerste Challenge aller Zeiten“ stand an. Dieses Mal mussten die Mädchen an ein Seil gesichert im Dach des L.A. Convention Centers posieren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis vor Anstrengung und Angst die Tränen fließen, wusste der geübte Zuschauer. Und tatsächlich: Luisa heulte, weil sie ja so schreckliche Höhenangst hat. Aber – und auch das wusste der geneigte Zuschauer – wenn man sich trotz seiner furchtbaren Angst durchbeißt und mal kurz ganz tapfer ist, wird das belohnt. Heidi nahm Luisa mit zur amfAR-Gala in New York. Das sorgt natürlich für Neider, da hatten sich viele Mädchen schon für besser als Luisa gehalten. Dominique, ansonsten nicht eben durch beeindruckende Geistesblitze bekannt, traf den Nagel auf den Kopf: „Das nächste Mal weine ich auch, dann darf ich vielleicht auch nach New York“. Ein Schelm, wer Böses dabei dachte, als Dominique bei der großen Entscheidung wegen einer schlimmen Fußverletzung den irischen Tanz, der mit Topmodel Coco Rocha (Wer?!) einstudiert wurde, nicht aufführen konnte, dann aber natürlich „die Zähne zusammen“ biss, und der Jury – ganz tapfer – eine abgespeckte Version des Tanzes hinlegte. Auf Lob musste sie selbstredend nicht lange warten. Überhaupt zog sich – vermutlich angeheizt durch die Causa Luisa – das Prinzip Mitleid-Erheischen durch die ganze Sendung. Schon kurz nachdem Luisa gar heldenhaft ihre Höhenangst überwunden hatte, bekam Sara Anessa Kreislauf. Alles ganz schwummerig, und der Kopf, und überhaupt! Aber natürlich – sie ahnen es: Sara Anessa war tapfer! Auch sie überwand sich, um nach der unmenschlichen Kraftanstrengung zusammenzubrechen, auch sie wurde mit einem Ticket nach New York belohnt. Pech für Maxi, ihr vor-Anstrengung-Weinen kam da zu spät, oder vielleicht war sie auch einfach nicht überzeugend genug.

Mädels mit Talent? – Sorry, die sind heute aus.


A propos überzeugend: Das Casting der Woche war ein Fall für sich. Die Mädels mussten mal wieder ihr schauspielerisches Talent beweisen – oder eben nicht. Es ist schon verrückt, dass sogar das Simulieren von Trink-Genuss für manche der Mädchen ein schier unüberwindbares Hindernis darstellt. Wie passend, dass man kalten Kaffee an den Mann bringen sollte. Der Kunde entschied sich schließlich für das kleinste Übel namens Diana und flog sie für ein Shooting nach Tahiti. Mensch, ausgerechnet die! In den Augen der meisten Mädchen spiegelte sich der blanke Hass. Diana ist nämlich jene Topmodel-Anwärterin, die sich erdreistet, das Telefon immer zu lange zu benutzen. Das Miststück! Es sind Fremdschäm-Momente wie dieser, die einen doch immer wieder einschalten lassen. Denn selten freut man sich so, selbst die bockige, trotzige, die-Welt-hat-sich-gegen-mich-verschworen Teenie-Phase überwunden zu haben, als dann, wenn die pubertierende Maxi in die Kamera ätzt, dass Diana ja sowieso voll den fetten Arsch hat. Nein, sie haben sich nicht verzappt, wir sind immer noch bei „Germany’s Next Topmodel“ und nicht bei „The Biggest Loser“. Letzteren Titel sicherte sich übrigens später tatsächlich die giftige Maxi. Nicht, ohne der Jury vorher zu petzen, dass Diana ja nur übt, wenn Kameras da sind, eigentlich gar keinen Sport treibt und die Kardinalsünde aller Models begeht: das Luder pfeift sich abends gern mal ne Schüssel Cornflakes rein. Alter Schwede!

Kleine Fische, große Haie


Das war allerdings nur der Höhepunkt des Staunens in dieser Folge. Beim New-York-Trip von Heidi, Luisa und Sara Anessa (das ist das arme Ding, das den Mund nicht schließen kann. Liegt es am Pferdegebiss oder an der dritten Lobotomie? Man kann es nicht genau sagen.) blieb diesmal nicht nur Sara Anessa der Mund offen stehen. Heidi servierte den zwei Möchtegern-Models vielleicht die Chance ihres Lebens auf dem Silbertablett: Roberto Cavalli kleidete die Damen für die abendliche Gala ein. DIE Gelegenheit, den Maestro auf sich aufmerksam zu machen und die viel beschworenen Kontakte zu knüpfen, und die Mädchen sagten…nichts! Stumm wie die Fische starrten sie den Designer an, der sich als netter, italienischer Onkel präsentierte und es dem Nachwuchs wirklich leicht machte. Ganz ehrlich: Einfacher wird’s nicht mehr, Kinder. Auch auf der Gala und der anschließenden Party nicht. Heidi versuchte es noch mal und stellte Luisa und Sara Anessa Cindy Crawford vor. Aber wieder: nichts! Das wäre schon schlimm genug, aber die Model-Domina erblödete sich später nicht, den Zickekrieg damit noch weiter anzufeuern und Dominique zu sagen, Luisa und Sara Anessa hätten sich ja reichlich ungeschickt angestellt und sie hätte wohl lieber Dominique mitnehmen sollen. Keine Frage, Dominique schnappt nur zu gern nach diesem Köder und schmiert das den betreffenden Damen eiskalt aufs Brot. Wenn Luisa und Sara Anessa nicht so unglaublich lethargisch wären (oder sind sie nur so schwach, weil Diana ihnen alle Cornflakes wegisst?), wäre damit eine neue Runde im Zickenkrieg eröffnet. Aber es findet sich bestimmt auch so noch ein Grund. Wenn nicht, hilft Heidi sicher gerne nach.


Mirjam 

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