Am 6. November startet um 22.30 Uhr auf Kabel 1 die erste Staffel der hochgelobten US-Serie „Sons of Anarchy“. Ein Pflichttermin für Serienfans.
Im kalifornischen Städtchen Charming hat die Biker-Gang „Sons of Anarchy“ das Sagen. Nach dem Tod des Club-Gründers John ist dessen bester Freund Clay der Präsident – und der neue Ehemann von Johns Witwe Gemma. Johns und Gemmas Sohn Jax, der Vize-Präsident, beginnt jedoch, Clays Motive und Methoden zu hinterfragen.
Kurt Sutter, der selbst hin und wieder als inhaftiertes Clubmitglied Otto auftritt, hat mit der Mischung aus „Die Sopranos“ und „Hamlet“ eine der besten Serien geschaffen, die der Markt derzeit zu bieten hat. Jede einzelne Folge ist brillant geschrieben, fesselnd und zieht die Zuschauer mit ihrer Kompromisslosigkeit, Härte und Vielfalt an Emotionen mitten hinein in die schmutzige Welt in Charming, aber auch in die Gemeinschaft der Gang. Zugegeben, zart besaitete Zuschauer sollten sich langsam an die „Sons“ herantasten, denn die machen selten Gefangene: Das Blut spritzt, die Knochen brechen und wenns eine Sauerei gibt, kommt Stephen King in einem herrlichen Gastauftritt als Problemlöser „Bachmann“ vorbei (3. Staffel, 3. Folge). Und schon in einer der ersten Folgen wird mehr als deutlich, dass man sich als Ex-Mitglied lieber nicht mehr mit dem großflächigen Club-Tattoo auf dem Rücken erwischen lassen sollte. Trotz aller martialischen Methoden kommt man nicht umhin, einen Biker nach dem anderen ins Herz zu schließen. Denn jeder hat durchaus auch seine liebenswerte Seite, und im Laufe der Serie entwickeln sich alle Charaktere und bekommen Tiefe und Glaubwürdigkeit verliehen.
Das liegt nicht zuletzt an der Besetzung. Charlie Hunnam (bald in „Cold Blood“ im Kino zu bewundern) lässt Jax gekonnt zwischen Clubtreue und Zweifel pendeln, ohne ihn zum weinerlichen Waschlappen werden zu lassen. Katey Sagal, die als „Peggy Bundy“ berühmt wurde und mit Serienerfinder Sutter verheiratet ist, wurde für ihre Rolle als beinharte Matriarchin zu Recht mit dem Golden Globe ausgezeichnet. „Hellboy“ Ron Perlman gibt mit sichtlichem Genuss den machthungrigen Club-Präsidenten. Auch der Rest der Crew ist optimal besetzt: Mark Boone Junior als bärtiger Elvis-Imitator Bobby, Kim Coates als impulsiver Tig, der mit seinen oft schrägen sexuellen Vorlieben zuweilen sogar seine hartgesottenen Kollegen sprachlos macht, Ryan Hurst spielt Jax’ besten Freund, den gebeutelten Opie, Theo Rossi den gutmütigen Juice, der meist nicht mit dem größten Scharfsinn glänzt. Der Schotte Tommy Flanagan, der seit einem Überfall in seiner Jugend die Narben eines „Glasgow Smile“ im Gesicht trägt, ist als Chibs zu sehen. David Labrava, im wahren Leben Mitglied der Hells Angels, wurde erst als technischer Berater engagiert, durfte aber dann als Club-eigener Auftragskiller selbst vor die Kamera und schrieb außerdem das Drehbuch für die Folge „Hands“ in der vierten Staffel.
Auch der Soundtrack ist preisverdächtig: Genau auf die Stimmung abgestimmte Rock- oder Folksongs unterstreichen die Handlung. Neben Klassikern von Bob Dylan, The Black Keys, CCR oder The Animals sind auch neu interpretierte Songs der grandiosen Folkband The Forest Rangers dabei – herausragend etwa ihre Version von „The House of the Rising Sun“ und „Gimme Shelter“. Katey Sagal, die privat gern mit den Forest Rangers durch US-Clubs zieht, beweist in Stücken wie „Ruby Tuesday“, dass sie auch eine hervorragende Sängerin ist.
Kurzum, „Sons of Anarchy“ ist ein Gesamtkunstwerk. Genau so geht perfekte Unterhaltung.
Mirjam
Mirjam