Mittwoch, 2. Mai 2012

The Walking Dead

Ab dem 11. Mai zeigt RTL2 die erste Staffel der Serie über eine Zombie-Apokalypse an drei aufeinanderfolgenden Abenden. Lohnt sich das Einschalten, oder stellen wir uns lieber tot? 



The Walking Dead
Jetzt aber schnell: Zombies können auch im Kleinformat ungemütlich werden. Foto: quicheisinsane on Flickr.


„It is a truth universally aknowledged that a zombie in posession of brains must be in want of – more brains.“ (Seth Grahame-Smith, Pride and Prejudice and Zombies

 

Der Kleinstadt-Cop Rick (Andrew Lincoln) wird  im Dienst angeschossen und landet im Krankenhaus. Als er aus dem Koma erwacht, erlebt er eine böse Überraschung: Die Klinik ist vollkommen verwüstet, ein Heer von Leichen deutet auf eine Epidemie hin – und er ist scheinbar der einzige Überlebende weit und breit. Dumm nur, dass sich einige Leichen offenbar nicht mit dem „tot sein“ abfinden wollen – wie der total schockierte Rick nur allzu bald feststellen muss. Wohin er auch blickt, überall schlurfen dem gebeutelten Gesetzeshüter mehr oder meist doch eher minder gut erhaltene Zombies entgegen. Und die haben mächtig Hunger. Zum Glück sind die wandelnden Untoten nicht gerade scharfsinnig und Rick als Cop bestens im Gebrauch von Schusswaffen geschult. Einziger Wermutstropfen – abgesehen von der Zombieapokalypse, die Rick scheinbar quasi „verschlafen“ hat – ist, das Rick keine Ahnung hat, was mit seiner Frau Lori, seinem Sohn und seinem besten Kumpel Shane passiert ist. Bis an die Zähne bewaffnet macht sich der gute Mann auf, seine Familie zu finden. Dabei muss Rick sich natürlich nicht nur all der hungrigen Zombies erwehren, sondern erlebt auch so manche unschöne Überraschung, wenn er auf andere Überlebende stößt.

Nach Werwölfen, Vampiren, Geistern, Hexen und Dämonen, war es nur eine Frage der Zeit, bis die hässlichen, modernden (und dennoch kultisch verehrten) Stiefkinder des Horror-Genres den Sprung von der Kinoleinwand auf den Fernsehschirm wagen. Man ist ja schließlich immer auf der Suche nach neuen Gehirnen… zum Fressen! Dass das Set-Up der Serie „The Walking Dead“  doch stark an das Szenario von „28 Days Later“ erinnert, ist daher sicherlich kein Zufall.
Frank Darabonts düstere Zombie-Mär wurde für den Pay-TV-Kanal AMC nach „Mad Man“ zum Hit. Ermutigt von den Traumquoten seiner Event-Programmierung der Kultserie „Game of Thrones“, hofft RTL2 nun den Erfolg mit der ersten Staffel von „The Walking Dead“ wiederholen zu können. (Ignorieren wir an dieser Stelle einfach mal, dass es Season 1 schon seit letztem Herbst in Deutschland auf DVD zu kaufen gibt.)
Die ersten vier Folgen gibt es am 11.5. ab 23.15 zu sehen, die restlichen Episoden folgen am Samstag ab 23.00 Uhr.

Wer allerdings auf konstante Splatter-Szenen mit eimerweise Blut und roher Gewalt hofft, sollte seine Erwartungen allerdings ein kleines bisschen zurückschrauben  – oder den Sender wechseln. Objektiv betrachtet, gibt es bei „Spartacus“ mehr Action und auch mehr Blut zu sehen. Denn obwohl „The Walking Dead“  die üblichen Genre-Konventionen natürlich gern bedient und ein bisschen Zombie-Mord und die Jagd nach frischem Menschfleisch nicht zu kurz kommen, konzentriert sich Darabonts Format doch etwas zu oft und zu erschöpfend auf die Konsequenzen der Zombifizierung der USA für die Zivilisation. Natürlich ist ein bisschen metaphorischer Sozialkommentar und Tiefgang nicht schlecht. Aber das in derartigen Extremsituationen meist Moral und Ethik einer Gesellschaft quasi die ersten Opfer sind, ist ja seit Altmeister George Romeros kultigen Zombie-Streifen aus den 70ern nichts Neues – und wurde seitdem auch in ungezählten Horrorfilmen ausgiebig behandelt.

Auch dass der Mensch oft zu weit mehr Grausamkeit fähig ist, als jeder Untote, muss uns die  Fernsehserie nicht erst vor Augen führen. Und genau darunter leidet ab und an der nur schneckenartig voran schleichende Plot: Ricks naives Entsetzen darüber, dass der Mensch sich auch in einer Welt voll geifernder Ungeheuer, die alles fressen wollen, was sich bewegt, noch als das größte aller Monster entpuppen kann, können wir nicht teilen. Denn das Publikum erwartet es, wenn wir ehrlich sind, nicht anders. Dem einen oder anderen Zuschauer könnten auch einige der ewig herumquengelnden Figuren schnell auf die Nerven gehen. Vor allem, wenn sie zum x-ten Mal eine emotional erschöpfende und vollkommen überflüssige  Grundsatzdiskussion anfangen, statt sich dessen bewusst zu sein, dass sie sich mitten in DER VERDAMMTEN ZOMBIE-APOKALYPSE befinden und sich vielleicht wenigsten 50% der Zeit dementsprechend verhalten sollten.
Um es mit den Worten meines guten Freundes Seth Gecko in „From Dusk Till Dawn“ zu sagen: „Fight now, cry later!“

Kristin

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