Mittwoch, 7. März 2012

Serienstart: Justified

Neue Serie mit Timothy Olyphant

Ich will 'nen Cowboy als Mann

Cowboy-Romantik in der Jetzt-Zeit mit dem großartigen Timothy Olyphant - das ist Justified. Die Serienperle startet am Samstag, den 10.3 um 23.10 Uhr auf Kabel 1.

Actor Timothy Olyphant at The Cosmopolitan Grand Opening and New Year's Eve Celebration by The Cosmopolitan of Las Vegas
Ein Gentleman alter Schule: Timothy Olyphant,
Foto: The Cosmopolitan of Las Vegas on flickr.com
Die Serie "Justified" geht von Anfang an in die Vollen: Marshall Raylan Givens (Timothy Olyphant) ist ein Gentleman, ein Ehrenmann alter Westernschule. Er gibt einem fiesen Waffenhändler,
den er einst dabei beobachten musste, wie er einen Informanten auf grausamste Weise ermordete, 24 Stunden Zeit, um die Stadt zu verlassen. Erst dann will der aufrechte Gesetzeshüter im Cowboyhut den Bösewicht erschießen. 

Da der Waffenhändler aber nicht weiß, was gut für ihn ist, bleibt er – und versucht nach einem ach so zivilisierten Gespräch über die Semantik von Recht und Unrecht, Raylan über den Haufen zu schießen. Dumm nur, dass der einfach schneller ist. 

Noch dümmer, dass die überaus unterhaltsame und spannende Anfangsszene der in den USA bereits zum Kult avancierten Krimiserie „Justified“ nicht im Wilden Westen ca. 1885 sondern im Miami der Gegenwart spielt. Denn so stellt der Tod des Bösewichts Raylans Boss vor ein unschönes Medien-Debakel. Schließlich sollen US-Marshalls vornehmlich Zeugen schützen und ausgekniffene Kriminelle einfangen, nicht aber die Innenstadt von Miami in den O.K-Carroll von Tombstone verwandeln. 

Da spielt es auch keine Rolle, dass Raylan sich mit der westerntauglichen Entschuldigung „Er hat zuerst gezogen“ herausreden will. Denn ob Raylans Schießerei nun „justified“ also „gerechtfertigt“ war, interessiert die sensationslüsternen Fernsehreporter nicht die Bohne. 

Zurück in die Provinz
Und so wird der gute Marshall von seinem Boss raus aus der medialen Schusslinie und direkt in die amerikanische Provinz strafversetzt. Ausgerechnet in seine Heimat Kentucky, in die Raylan niemals zurückkehren wollte. Denn dort lauert nicht nur seine zickige Ex-Frau Winona (Natalie Zea), sondern auch jede Menge Ärger. 
Schließlich entschied Raylan sich nicht durch Zufall für eine Karriere als Gesetzeshüter: Mit der Hälfte der Kriminellen in Kentuckys schrägster, bis an die Zähne bewaffneter Redneck-Region Harlan County ist er verwandt, mit der anderen Hälfte hat er einst die Schulbank gedrückt. So dauert es natürlich nicht lange, bis Raylan schon bei seinem ersten Fall über seinen alten Kumpel Boyd (Walton Goggins) stolpert. Der ist ein Neo-Nazi, sprengt gern Sachen in die Luft und ist außerdem der Sprössling des größten Unterweltbosses in der Umgebung. Als Raylan dann noch anfängt, mit der frisch-verwitweten Schwägerin Ava (Joelle Carter) zu flirten, fängt der Spaß erst richtig an.
Denn Ava ist so „frisch“ verwitwet, dass sie bei Raylans Besuch noch damit beschäftigt ist, das Blut ihres Ehemannes von der Wand zu putzen. Zuallem Überfluss war der gewalttätige Gatte, den die schöne Blondine aus Notwehr höchstselbst mit der Schrotflinte ins Jenseits befördert hat – man ahnt es schon – Boyds Bruder. 

"Justified" hat eine literarische Vorlage

„Justified“ basiert auf der Kurzgeschichte „Fire in the Hole“ von Kultautor Elmore Leonard. Das allein bringt schon einen ziemlichen Coolness-Faktor mit sich. Doch das wäre nichts wert ohne einen Hauptdarsteller, der dem coolen, getriebenen Marshall Raylan Givens nicht eine dementsprechend eindrucksvolle Gestalt verleihen kann. 
Wer jemals auch nur eine Folge „Deadwood“ gesehen hat und dabei zusehen konnte, wie der wortkarge Sheriff Seth Bullock in dem versifften Goldgräberstädtchen für Recht und Ordnung sorgte, dem dürfte klar sein, dass es nur einen – überaus attraktiven – Mann geben konnte, um unter Marshall Givens Cowboyhut zu schlüpfen. Timothy Olyphant haucht dem modernen Revolverhelden Raylan nicht nur Leben ein, er gab ihm auch eine Seele. Er erweckte Elmore Leonards Figur zum Leben und machte daraus einen Mann, der zwar des Öfteren zum Schießeisen greift, jedoch nicht erwartet, mit einer Waffe alle seine Probleme lösen zu können. Er ist kein tumber, schießwütiger Desperado, sondern ein Mann mit Prinzipien, wie er seinen Feinden gern erklärt.
Doch wenn Raylan seine Waffe zieht, dann wird meist auch geschossen. 

Eine Serie mit hervorragenden Schauspielern
Von Olyphants brillanter Performance mal abgesehen, gibt es noch tausend liebevolle, großartige Details, die aus der urbanen Cowboygeschichte eine der sehenswertesten Serien machen, die das US-Fernsehen zur Zeit zu bieten hat. Von Raylans trockenem Boss Art (Nick Searcy) über den lakonischen Ex-Marine und Scharfschützen Tim Gutterson (einfach wunderbar: Jacob Pitts aus „The Pacific“) bis zur zynischen Rachel (die geniale Erica Tazel), Raylans einziger weiblicher und afro-amerikanischer Kollegin.
Von den herrlich grotesken Charakteren, die mehr oder weniger raffiniert um die Vorherrschaft in der Unterwelt von Kentucky kämpfen über Boyd Crowder (der unvergleichliche Walton Goggins aus „The Shield“), der nach einer Schießerei mit Raylan scheinbar zu Gott findet, zu Winonas halbseidenem Ehemann Gary.

Die Freude darüber, dass Kabel 1 diese Serienperle nun endlich ins deutsche Fernsehen bringt, wird nur dadurch getrübt, dass der Sender aus unerfindlichen Gründen beschlossen hat „Justified“ am Samstagabend im „Zu Spätprogramm“ zu verstecken – hinter zwei Wiederholungen von Navy CIS. Man darf nur hoffen, dass die Zuschauer trotzdem einschalten. Wenigstens gibt sich der Sender Mühe, das Format gebührend zu bewerben. 
Man darf ebenfalls nur hoffen, dass die deutsche Synchronisation den genialen Dialogen, die einen Großteil der authentischen Stimmung und des schrägen Humors der Serie ausmachen, gerecht werden kann.

In den USA ist zur Zeit die dritte Staffel „Justified“ zu sehen, eine vierte wurde bereits bestellt. Also Ladies: Rein in die Cowboyboots, das Bier kaltstellen und den Fernseher einschalten. Bei so vielen heldenhaften Cowboys werdet ihr es bestimmt nicht bereuen! 

Kristin

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